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BUVKO 2009

Der BUVKO (Bundesweiter Umwelt- und Verkehrskongress) vom 20.-22. März 2009 in Dresden steht unter dem Motto:

„Kurze Wege zu einem besseren Klima“

Die Summe aller Wegezeiten pro Tag nennt man das Reisezeitbudget, das für eine große Menge von Personen im Mittel in guter Näherung konstant ist. Die Summe aller Wegelängen pro Tag wird Tagesdistanz genannt. Wenn man die Tagesdistanz durch das Reisezeitbudget dividiert, ergibt sich die Tagesgeschwindigkeit. Die mittlere Tagesdistanz und damit die mittlere Wegelänge steigt bei konstantem Reisezeitbudget proportional zur Tagesgeschwindigkeit an. Die Absenkung der Tagesgeschwindigkeit müsste also das Leitmotiv des BUVKO 2009 sein. Dies soll an Hand einiger Tagungsbeiträge erläutert werden.

C. Erdmenger: Verkehrspolitik- der vernachlässigte Sektor der Umweltpolitik. Eine Verringerung der Wegelängen wäre nur möglich, wenn die Tagesgeschwindigkeit abgesenkt würde. Da das Hauptziel der Bundesverkehrswegeplanung die Temposteigerung ist, müsste die Bundesverkehrswegeplanung grundsätzlich in Frage gestellt werden.

M. Hinricher: Mobilität klimafreundlich gestalten - der Beitrag des Bundesverkehrsministeriums. Dass das Bundesverkehrsministerium eine Absenkung der Tagesgeschwindigkeit vorschlägt, ist noch unwahrscheinlicher als beim Umweltbundesamt.

C. Klas: Europäische Städtevorreiter im Bereich nachhaltiger Mobilität. Es ist interessant, ob die Tagesgeschwindigkeit nennenswert reduziert wird.

U. Becker: Kurze Wege zu einem glücklicheren Leben. Wenn man sich auf den Umweltverbund beschränkt, dann sinkt die Tagesgeschwindigkeit auf rund die Hälfte, da Autolose nur eine halb so große Tagesgeschwindigkeit haben als Autobesitzer. Warum die Mobilität steigen soll, wenn sich die Tagesgeschwindigkeit halbiert, bleibt aber rätselhaft.

 

Neue, wichtige Verkehrsstudie:
Der Straßenbau ist die wichtigste Determinante der Verkehrsentwicklung

acatech, eine 1997 gegründete Vereinigung von etwa 200 Wissenschaftlern, hat einen von VW finanzierten Projektbericht „Mobilität 2020 – Perspektiven für den Verkehr von Morgen“ (Schwerpunkt: Straßen- und Schienenverkehr) herausgegeben. Darin steht das im Klartext, was bisher nur wenige unabhängige Verkehrswissenschaftler gesagt haben: Der Straßenbau führt zu einer starken Zunahme des Verkehrs und ist in den nächsten Jahren die mit Abstand wichtigste Bestimmungsgröße für die Verkehrsentwicklung. Diese Aussage muss als sensationell bezeichnet werden, denn die konservative Verkehrswissenschaft hat bisher jeden Einfluss des Straßenbaus auf das Verkehrswachstum geleugnet.

Die vollständige Stellungnahme zu dem Projektbericht finden Sie hier.

 

Hinweise zum induzierten Verkehr

In der Zeitschrift mobilogisch! 2/2006 ist die Besprechung

Marte, G.: FGSV: Hinweise zum induzierten Verkehr PDF-Link

erschienen, in der die von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) 2005 herausgegebene Schrift mit dem Titel „Hinweise zum induzierten Verkehr“ besprochen wird.

Es wird darauf hingewiesen, dass in der FGSV-Schrift der Hinweis fehlt, dass sich viele geplante Straßenbauprojekte volkswirtschaftlich nicht mehr rechtfertigen lassen, wenn der induzierte Verkehr vollständig berücksichtigt wird.

 

Umwelt-Sachverständige liefern Munition gegen Straßenbau

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) beim Bundesumweltministerium hat ein Sondergutachten (SG) „Umwelt und Straßenverkehr“ veröffentlicht, in dem erstmals von offizieller Seite das klar gesagt wird, was unabhängige Verkehrswissenschaftler schon immer sagen: Der durch Straßenbau induzierte Verkehr hat einen großen Einfluss auf die volkswirtschaftliche Rechtfertigung des Straßenbaus. Er darf nicht vernachlässigt werden. Im SG findet sich allerdings auch das falsche, konservative Verkehrsweltbild.

Das 626-seitige SG ist für Umweltverbände und Verkehrsbürgerinitiativen, die sich mit Straßenplanung beschäftigen, wichtig. Aber auch wer sich für Lärm, Feinstaub, alternative Antriebe und so weiter interessiert, findet Informationen im Sondergutachten (www.umweltrat.de/02gutach/sondergu.htm). Die ebenfalls dort zu findende Kurzfassung (Eckpunkte) enthält nicht die wichtigen Informationen.

Ein Beitrag über Teile des SG ist in mobilogisch! 2/05, Seite 8, erschienen. (www.mobilogisch.de)

 

Bewertung des induzierten Verkehrs

Im Internationalen Verkehrwswesen (57) 11/2005 ist der Artikel

G. Marte: Die Bewertung des induzierten Verkehrs - Ein Verfahrensvergleich

erschienen, in dem aufgezeigt wird, dass das bei der Standardisierten Bewertung von ÖV-Investitionen benutzte Bewertungsverfahren auch zur Bewertung von Straßenbauinvestitionen benutzt werden kann.

An Hand eines Beispiels wird auch gezeigt, dass die volle Berücksichtigung des induzierten Verkehrs das Nutzen-Kosten-Verhältnis auf weniger als die Hälfte absinken läßt.

 

Anwenderhandbuch für das BVWP-Bewertungsverfahren ist erschienen

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) hat den Bericht "Die gesamtwirtschaftliche Bewertungsmethodik – Bundesverkehrswegeplan 2003" veröffentlicht. Es werden die Verfahren beschrieben, die mit dazu dienten, den BVWP 2003 aufzustellen.

Der Bericht kann über buergerinfo@bmvbw.bund.de angefordert werden.

Der Bericht ist die Neufassung des Heftes 72 von 1993 der Schriftenreihe des BMV „Gesamtwirtschaftliche Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen ­– Bewertungsverfahren für den BVWP 1992“. Das Bewertungsverfahren ist in der Substanz gleich geblieben. Unsere Kritik am Teil Straße ist daher weiterhin im Wesentlichen zutreffend. Siehe Pfleiderer und Braun 1995 sowie Grenier 2003.

Was beim neuen Bewertungsverfahren grundsätzlich neu ist, wo nach wie vor schöngerechnet wird und was im Bericht fehlt, wurde von uns in mobilogisch! 3/2005 veröffentlicht. (www.mobilogisch.de)

 

Nachhaltigkeitskonferenz der Grünen-Fraktion

Am 15.10.04 hatte die Bundestagsfraktion der Grünen zu einer Konferenz zum Thema „Deutschland auf dem Weg in die Nachhaltigkeit“ eingeladen. Es kamen circa 250 TeilnehmerInnen, viele davon von den Umweltverbänden.

Einen Bericht über die Konferenz finden Sie hier.

 

Deutscher Straßen- und Verkehrskongress in Berlin,
13.-15.10.2004

Die FGSV (Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen), die als die geistige Zentrale der Straßenbaulobby bezeichnet werden kann, veranstaltet alle zwei Jahre in wechselnden Orten einen großen Kongress, der von einer Ausstellung begleitet wird. Im Jahr 2004 war die Bundeshauptstadt an der Reihe. Das Teilnehmerverzeichnis umfasste 1100 Namen, darunter keine Vertreter von Parteien oder Umweltorganisationen. Die Straßenbaulobby kann ihre unzeitgemäßen Aktivitäten ungestört von jeder öffentlichen politischen Diskussion entfalten. Nur die Berliner Verkehrs-Bürgerinitiativen haben sich anlässlich des Straßenbaukongresses zu Wort gemeldet. Allerdings ist zu beobachten, dass innerhalb der FGSV durchaus über Grundsatzfragen des Straßenbaus diskutiert wird, wenn auch sehr vorsichtig und viel zu spät.

Den vollständigen Text zu dem Kongress finden Sie hier.

 

Die schöngerechneten und weich kritisierten Straßenbauprojekte

In dem von Gert Marte verfassten Bericht wird die Nutzen-Kosten-Analyse der Bundesverkehrswegeplanung kritisch unter die Lupe genommen. Es wird abgeschätzt, wie stark die zur Bewertung von Straßenbauprojekten benutzten Nutzen-Kosten-Verhältnisse schöngerechnet sind. Dies ist wichtig, da auch Umweltverbände wie z.B. der BUND die bei der Bundesverkehrswegeplanung benutzte Bewertungsmethode nicht ernsthaft in Frage stellen.

Den Bericht finden Sie hier PDF-Link.

 

Symposium NETWORKS FOR MOBILITY

Vom 29.9. bis 1.10.2004 fand an der Universität Stuttgart das International Symposium NETWORKS FOR MOBILITY statt. Rudolf Pfleiderer und Dr. Martin Dieterich waren mit einem Poster "Why does car traffic increase when public transport infrastructure is improved?" beteiligt. Der Beitrag entlarvt die weit verbreitete Meinung, dass durch Ausbau des Öffentlichen Verkehrs der Autoverkehr weniger wird, als Irrtum. Es wird ein Ansatz für die Berechnung der Zunahme des MIV angegeben.

 

Straßenbaulobby

Am 18.12.2003 wurde in Berlin das neue Buch

"Die stille Macht - Lobbyismus in Deutschland"

vorgestellt.

Das von Thomas Leif und Rudolf Speth herausgegebene Buch enthält einen 25-seitigen Beitrag von Alain Grenier mit dem Titel "Die Interessenwahrer des Straßenbaus". Die Straßenbaulobby ist die größte, mächtigste und insbesondere die erfolgreichste Lobby in Deutschland. In dem Beitrag sind die Organisationsstrukturen und die Arbeitsweise der Straßenbaulobby entsprechend unserem derzeitigen Erkenntnisstand dargestellt. Es gab bisher keine vergleichbare Darstellung.

Das 385-seitige Buch ist im Westdeutschen Verlag erschienen und kostet 32,90 €. ISBN 3-531-14132-5.

Verlagsinfo

 

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